Mut in dunkler Zeit

Wach auf, mein Herz, und singe dem Schöpfer aller Dinge,
dem Geber aller Güter, dem frommen Menschenhüter.
(Paul Gerhardt)

So lautet die erste Strophe des Liedes „Wach auf mein Herz“ von 1647. Im darauffolgenden Jahr, am 24. Oktober 1648, wurde in Münster der Westfälische Frieden unterzeichnet. Damit endete der Dreißigjährige Krieg, der in diesem Jahr vor 400 Jahren begonnen hatte und eine der schlimmsten Katastrophen in Mitteleuropa war. Zeigten schon die Kriegshandlungen, wie zum Beispiel die Eroberung Magdeburgs, 1631, eine zuvor kaum gekannte Brutalität, so kamen noch Plünderungen hinzu. Vor allem die Bevölkerung auf dem Land litt darunter. Man mag sich das nicht vorstellen, dieses Leben in Angst.

Am Ende dieser Phase schreibt Paul Gerhardt, der das Leid mitbekam, „Wach auf, mein Herz, und singe dem Schöpfer aller Dinge“. Dieser mutige Blick auf Jesus lässt sich nicht ablenken von der Versuchung und den Stimmen aus der Umgebung „Was bringt dir dein Jesus?“. Bei aller Gewalt und Ohnmacht vermittelt er einen Ausweg aus der Verzweiflung, nämlich den Lobpreis und die Anbetung Gottes.

Wir leben in der „Wirklichkeit des Gottesgeistes“, so übersetzt Roland Werner in Epheser 6,18. Paul Gerhardt war sich dieser geistlichen Wirklichkeit bewusst. Deshalb konnte er anderen Menschen Mut machen und ihren Glauben stärken.

Ist es vielleicht auch in unserem Leben dran, zu sagen: „Wach auf, mein Herz, und singe dem Schöpfer aller Dinge“? An diesen Sonntagen beschäftigen wir uns in der FCG-München in den Vormittagsgottesdiensten mit dem Heiligen Geist. Jesus spricht in diesem Zusammenhang von der Kraft aus der Höhe (Lk 24,49). Diese Kraft erlebe ich zum Beispiel, wenn mich jemand um ein Gebet bittet, ich aber nicht weiß, was ich beten soll. Dann gebe ich mir einen Ruck und frage Gott um Hilfe für das Gebet. Oder, wenn mir so gar nicht nach Singen zu Mute ist. Dann richte ich meinen Blick auf den „Schöpfer aller Dinge, den Geber aller Güter“.

Hab’ Mut zu sagen „Wach auf, mein Herz“!

Bewährtes bewährt sich (1.Samuel 17,37 + 39)

"Geh hin, der HERR sei mit dir!" [...]
David hängte sich Sauls Schwert über die Rüstung und machte ein paar Schritte.
Doch er war es nicht gewohnt. "
Ich kann darin nicht gehen", sagte er zu Saul. "Ich habe es noch nie versucht."
Dann legte er alles wieder ab.

1.Samuel 17,37 + 39.


Das hat Saul zu David vor dem Kampf gegen Goliath gesagt. Ich wünsche Dir auch diesen Segen - gerade dann, wenn es herausfordend wird!

David musste jedoch die viel zu große Rüstung Sauls ablegen, um dann mit "seinen" Waffen kämpfen zu können. Schleuder und Steine waren Geräte, die er kannte (V.40). Er vertraute auf Bewährtes. So auch Roald Amundsen. Anfang des 20. Jahrhunderts (1911) brachen er und Robert Scott zu einem Wettlauf auf. Das Ziel: Der Südpol! Der Brite Scott setzte u.a. auf Ponys und moderne Motorschlitten, der Norweger Amundsen auf Schlittenhunde. Die kannte er, mit ihnen konnte er umgehen, sie hatten sich bewährt. Motorschlitten hingegen waren noch recht neu und versagten schließlich. Für den Erfolg von Amundson gibt es viele Faktoren - einer war: Für eine große Herausforderung griff er auf Bewährtes zurück. Am 14. Dezember 1911 kommt er als erster Mensch zum Südpol; Scott erst über einen Monat später. Amundsen erreicht sein Basislager, Scott stirbt auf dem Rückweg, kurz vor Erreichen seines Basislagers. Tragisch. (Einen Bericht über diesen Wettkampf gibt es hier).

Was hat sich unserem Leben bewährt, als wir vor einer Herausforderung standen? Wenn eng wird, suchen wir vielleicht nach neuen Wegen und Möglichkeiten. Manchmal ist das auch notwendig. Warum aber nicht zunächst mal überlegen, was sich in der Vergangenheit bewährt hat? Mit bewährt meine ich das, was sich als hilfreich, zielführend und tauglich erwiesen hat! Nicht das, was ich immer schon angewendet habe, und sich aber näherem Hinsehen als problematisch oder sogar hinderlich gezeigt hat. Bewährt heisst nicht automatisch alt oder überholt.

Um etwas Neues zu erreichen, brauche ich Bewährtes! Das zeigt das Beispiel von Amundsen sehr deutlich.

Noch einmal: Was hat sich unserem Leben bewährt? Welche Freundschaft, welche Beziehung, welche Vorgehensweise - welches Wort Gottes? In welchen Situationen hat sich das Vertrauen auf Gott bewährt? Gott wird sich auch jetzt wieder als stark und kräftig erweisen! "Geh hin, der HERR sei mit dir!"

Im Rampenlicht Gottes (Ps. 97, 11)

In Psalm 97, 11 steht:

„Ein Licht erstrahlt den Gerechten und Freude den Menschen mit redlichem Herzen.“

Gelegentlich muss ich einen dunklen Weg gehen. Er ist nicht lang. Trotzdem muss ich aufpassen, dass ich nicht von ihm abkomme und auf den Rasen laufe. Am Ende des Weges kommen Straßenlaternen, die ihn erhellen. Dort kann ich wieder etwas entspannter laufen - und ich freue mich. Erst das Licht, dann die Freude. So beschreibt es auch der Psalmschreiber. Und so ist es auch in unserem Leben. Unsere Stimmung bessert sich schlagartig, wenn wir ein Licht am Ende des Tunnels sehen. Doch das Licht Gottes ist nicht am Ende des Tunnels zu finden, es macht meinen Platz hell, an dem ich gerade stehe. Der Evangelist Johannes drückt es so aus:

„Und das Licht leuchtet in der Finsternis [...]“ (Joh 1,5a)

Dieses Licht ist Jesus - wir wissen das und dürfen es auch immer wieder erleben. In Momenten, in denen Unklarheiten und offene Fragen meine Gedanken beherrschen, bete ich. So öffene ich mich bewusst Gott und dem Heiligen Geist. Ich bin nicht mehr alleine und komme zur Ruhe. Dann schenkt Gott einen Gedanken, ich entdecke einen Bibelvers oder jemand hilft mir mit einem Rat. Schon mit dem Beten erhellt sich mein Herz und wird mit Freude erfüllt. Was für ein Gott! Er hat uns den Heiligen Geist als Tröster in die Welt geschickt. Er erfüllt uns immer wieder - besonders dann, wenn wir Druck von außen erleben oder unsicher sind. Gehen wir mit einer Kraft, die von Gott kommt, den nächsten Schritt!

Die Feiertage - Himmelfahrt und Pfingsten - erinnern uns an diese Ereignisse. Lies dazu auch das Wort von Frank in der Monatsinfo! Wir freuen uns auf diese Tage. In der Gemeinde erleben wir gerade, dass etliche Menschen aus anderen Ländern zu uns kommen. Dafür sind wir dankbar und möchten, dass sie Jesus kennenlernen und zu seinen Nachfolgern werden. Das ist unsere vornehmste Aufgabe als Gemeinde. In der Kraft des Heiligen Geistes gehen wir sie an.

Ich freute mich ... (Ps. 122,1)

"Ich freute mich ..." steht in Psalm 122, 1. Der Psalmschreiber freut sich, als er hört, dass sich Menschen zum Heiligtum nach Jerusalem aufmachen:

„Ein Lied für den Aufstieg zum Tempel. Von David.
Ich freute mich, als man mir sagte: ‘Zum Haus Jahwes wollen wir gehen!’"

Menschen machen sich zum Haus Gottes auf, zur Gemeinde. Das erleben wir hier gerade in einer feinen, besonderen Weise: Menschen aus vielen Kulturen kommen in unsere Gottesdienste, aus fremden Ländern in und außerhalb Europas. Vor einigen Jahren begann es mit polnischen und bulgarischen Geschwistern, nun kommen Menschen vom afrikanischen Kontinent und aus dem nahen und mittleren Osten hinzu. Die einen können unsere Sprache schon, andere müssen sie noch lernen. Nicht immer ist klar, wo sie sich auf ihrem Glaubensweg befinden. Daneben suchen uns Leute auf, die nach München ziehen und eine Gemeinde suchen. Aber alle haben eines gemeinsam: Sie machen sich auf zum Haus Gottes, der Gemeinde. Das freut mich - sehr sogar! Denn Gott liebt sie und uns so sehr, dass er seinen Sohn hat sterben lassen - damit der Weg zu ihm frei wird. Das feiern wir Ostern! Unsere Sünde trennt uns nicht mehr von ihm.

Unsere - wie auch die anderen christlichen Kirchen und Gemeinden - sollen Orte sein, an denen wir Gott begegnen können. Orte, an denen wir Gott kennen lernen können und erfahren, was er über uns denkt. Orte des Trostes und auch der Korrektur. Gemeinden sollen Orte sein, an denen wir Hoffnung schöpfen können - Hoffnung, die aus der Gegenwart und Kraft Gottes kommt. Orte der Inspiration durch den Heiligen Geist. Orte an denen man Herrlichkeit, Größe und Schönheit Gottes erfährt.

Deshalb freut es mich, wenn sich Menschen zur Gemeinde aufmachen. Manchmal ist der Weg nicht einfach. Die Flüchtlinge führen uns das nur allzu deutlich vor Augen. Doch der Weg und die Schwierigkeiten lohnen. Weil Gott uns erwartet!

Doch nicht jedem ist es möglich zu einem Gottesdienst oder in ein Gemeindehaus zu kommen. Dann erfahren wir, dass Jesus durch Heiligen Geist uns dennoch ganz nahe ist und in uns wohnt!

Jona und der Buß- und Bettag

Der Schuldige treibt hilflos im Meer bis ein Fisch kommt. Gott will auch den Schuldigen nicht umkommen lassen – vielleicht kehrt er um. Tatsächlich: Als Jona im Bauch des Fisches und trotz der Strafe zu Gott betet, gibt der Fisch den Propheten frei. Wieder geht Gott auf das Verhalten des Menschen ein. In Ninive tut er das ebenfalls. Als die Stadtbevölkerung Buße tut, senkt Gott nicht das Strafmaß – er spricht sie völlig frei. Gott nutzte seinen Spielraum völlig aus! Er will niemanden töten: Weder die reuigen Sünder von Ninive noch den widerspenstigen Gläubigen Jona.

Heute ist Buß- und Bet-Tag. Gott hat uns am Kreuz seinen Spielraum gezeigt. Er wollte mehr als nur das Strafmaß senken. Er wollte, dass wir leben. Darum hat er die Strafe seinen Sohn übernehmen lassen (Jes. 53, 5). Er wollte Straffreiheit für alle, die sich zu ihrer Schuld und ihren Fehlern stellen und sein Friedensangebot vor dem Kreuz annehmen!

Jonas Geschichte ist für uns eine echte Herausforderung: Denn Jona verstand nicht, dass Gott seinen Spielraum auch bei den „Heiden“ in Ninive ausnutzen wollte, die Israels Feinde waren. Er ahnte es. Aber es fiel ihm schwer, das zu akzeptieren. Würde es uns leicht fallen, wenn Gott seinen Spielraum der Barmherzigkeit bei „unserem schlimmsten Feind“ zeigen würde? Ist es nicht richtig, dass der „arrogante Manager, der nur an sich dachte“, ins Gefängnis muss? Manchmal sind wir dem Jona etwas näher als uns das lieb ist. Wir können auch so widerspenstige Gläubige sein, oder? Gut, dass dann Gott seinen Spielraum auch bei uns nutzt. Jona hätte der Rizinus an die Barmherzigkeit erinnern können. Er hätte – wie im Fisch – Gott danken und anbeten können. Tat er nicht. Doch wir können das tun – heute am Buß- und Bet-Tag! Wo immer wir sind!

Mut nehmen - Mauer überwinden (Sach. 7, 9b)

Da steh ich neulich in einer längeren Schlange an einer Supermarkt-Kasse. Als eine zweite Kasse geöffnet wird, "stürmen" zwei ältere Damen auf diese zu. Es kommt zur kleinen Auseinandersetzung, wer denn nun schneller dort gewesen sei.

Ich denke an diese Begebenheit, als ich die Worte lese

"... und begegnet einander mit Barmherzigkeit und Güte. ..."
(Sach. 7, 9b)

Hätten die beiden Damen nicht ein gutes Vorbild sein können, wie man rücksichtsvoll miteinander umgeht? Nein, ich will nicht mit einem Finger auf andere zeigen, weil ich weiss, dass dann mindestens drei auf mich zeigen. Und zu oft habe ich ähnlich reagiert.

Warum fällt uns das manchmal nur so schwer? Das mit der Barmherzigkeit und der Güte anderen gegenüber. Da scheinen sich zwischen uns Menschen manches Mal richtig Mauer aufzutun, die wir kaum überwinden können oder wollen.

Ich möchte unseren Blick auf unser Vorbild lenken. Jesus sagt, wir sollen barmherzig sein, weil auch der Vater im Himmel mit uns barmherzig ist (Lk. 6, 36). Barmherzigkeit bedeutet einen Schritt zu gehen, den ich nicht gehen müsste. Das kann ein Schritt zurück sein (z.B. im Supermarkt) oder ich mache einen Schritt auf jemanden zu - so wie Gott in Jesus auf uns zugegangen ist.

Nehmen wir uns den Mut, solche Schritte zu tun und Mauer zu überwinden!

Dienen lernen (Mt 20, 28)

Kürzlich habe ich aus dem Matthäus-Evanglium folgenden Vers gelesen:

„Auch der Menschensohn ist nicht gekommen,
um sich bedienen zu lassen,
sondern um zu dienen und
sein Leben als Lösegeld für viele zu geben.“ (Mt 20, 28)

Jesus schließt mit diesem Vers seine Antwort auf eine Diskussion unter den Jüngern ab. Bei der ging es um die Größe und den „richtigen“ Platz im Reich Gottes. Jesus gibt sich den Jüngern zum Vorbild. Er kam, um zu dienen. Seinem Vater im Himmel - ja klar - und den Menschen! Menschen, die er heilte und denen er wieder aufhalf. Seinen Jüngern, denen gelegentlich den „Kopf gewaschen hat“ (wie in der Geschichte in Mt. 20) oder denen er die Füße wusch (Joh 13, 4ff.).

Um dienen zu lernen, muss ich bereit sein, mir von Jesus dienen zu lassen. Wie tut er das? Durch ein tröstendes Wort vom Heiligen Geist, eine vom Heiligen Geist geführte helfende Hand eines anderen Menschen, einen Moment der Ruhe oder auch durch einen ernsten aber von Liebe geleiteten „Korrekturhinweis“ für mich. Es beschämt mich, wenn ich mir vor Augen halte, dass Jesus deshalb zu uns gekommen ist. Darüber hinaus gab er sein Leben als Lösegeld für uns. Spätestens da wird deutlich: Wir können anderen nicht dienen, wie er diente. Nicht in dem Umfang und nicht in der Qualität. Das schaffen wir nicht. Es geht darum, dass wir einander dienen, weil er uns dient.

Manchmal muss ich mir von ihm erst dienen lassen, um dann auch wieder helfen zu können. Lassen wir das zu? Nehmen wir uns die Zeit dafür? Gerade jetzt in den Tagen vor Karfreitag und Ostern ist ein guter Zeitpunkt. Nimm Dir eine Auszeit - nicht von Jesus, sondern bei ihm! Vielleicht sind auch die Gebetstage in der Karwoche ein Gelegenheit dazu für Dich. Jedenfalls wünsche ich uns eine tiefe Begegnung mit Jesus in den kommenden Tagen. Dass das Kreuz und das leere Grab uns an die Liebe, Gnade und Kraft Gottes erinnern.